Quo vadis SEAG?

Der Aufsichtsrat des Leiterplattenherstellers Schweizer Electronic baut den Vorstand um – zu Ungunsten der Inhaberfamilie. Eine Strategie ist dahinter nicht auszumachen, dabei täte die im Streit mit der Belegschaft gut.

 
Foto: pr
 

Schramberg. Die Mitteilung ist selbst für eine Ad-hoc-Nachricht dünn: "Der Aufsichtsrat hat in seiner heutigen Sitzung die Bestellung von Frau Dr. Maren Schweizer zum Vorstandsmitglied und die Ernennung zur Vorstandsvorsitzenden der Schweizer Electronic AG (SEAG) mit sofortiger Wirkung widerrufen", heißt es darin. Eine Pressemitteilung mit den üblichen Dankesworten wird erst gar nicht verfasst. Die Abberufung erfolgt gut ein halbes Jahr, nach dem der damalige Produktionsvorstand Bernd Schweizer seinen Posten vorzeitig niedergelegt hat – die damalige Begründung mit den üblichen neuen Herausforderungen klang farblos.

Aktuell führen nun noch Nicolas-Fabian Schweizer und Marc Bunz als Vorstände das Unternehmen.

Zu den Gründen für diesen offensichtlichen Umbau des Vorstandes gibt es keine Begründung, weder von Seiten des Unternehmens, noch durch den Aufsichtsrat. Auch bei der sonst aussagefreudigen Gewerkschaft IG Metall zeigt man sich erstaunt über den offenkundigen Rauswurf von Maren Schweizer.

Pikant dabei: Maren Schweizer war erst kurz vor Jahresende aus einer monatelangen Erkrankung wieder zurückgekehrt. Auch Nicolas-Fabian Schweizer war 2016 über Monate hinweg nicht einsatzfähig, kam im November zurück ins Büro – und hat nun zusätzlich die Bereiche der Verwandten auf Geheiß des Aufsichtsrats übernommen.

Ebenfalls pikant: Seit mehr als einem Jahr befindet sich das Unternehmen in einer harten Auseinandersetzung mit Teilen der Belegschaft, die wieder eine Tarifbindung erreichen wollen. Die Schweizer Electronic hat bereits 1996 die Bindung aufgegeben. Heute verweist der Vorstand in der Auseinandersetzung mit der Gewerkschaft IG Metall auf die höheren Lohnzuwächse als im Branchenschnitt sowie auf Erfolgsbeteiligungen. Zudem begründet man die Ablehnung damit, dass man als einer der letzten Leiterplattenhersteller in Deutschland Flexibilität benötige.

Wie verhärtet inzwischen die Fronten sind, lässt sich gut an den einschlägigen Bewertungsportalen ablesen: Entweder als Arbeitgeber hochgelobt oder harte Anwürfe wegen der angeblichen Unkollegialität – dazwischen gibt es kaum was.

Wie es weitergeht, ob neue Vorstandsmitglieder bestellt werden, dazu gibt es keine Hinweise. Fakt ist: Die Familie Schweizer hat nun nur noch Nicolas-Fabian Schweizer im Vorstand und Christoph Schweizer im Aufsichtsrat – er ist allerdings nur noch bis zur Hauptversammlung 2017 als stellvertretender Vorsitzender bestellt. Andererseits hält die Familie noch gut 52 Prozent der Anteile an der SEAG. 

Die Aktionäre zeigen sich ob der Querelen jedenfalls verschnupft: Nach Bekanntwerden der Erkrankung von Maren Schweizer plumpste der Kurs von rund 22 Euro auf 18 Euro und hat sich seitdem nicht wirklich berappelt. 

Die Schweizer Electronic wurde 1849 als Zulieferer für die Uhrenfabrikation gegründet. Heute gilt das Unternehmen als einer der führenden Hersteller von hochmodernen Leiterplatten unter anderem für Fahrzeuge und erneuerbare Energien. Mit 770 Mitarbeitern wurden 2015 115,6 Millionen Euro umgesetzt.

Teilen auf

Das könnte Sie auch interessieren