Ravensburger sorgt für familiären Ausgleich
Der Spielehersteller wächst im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent – und kann gar nicht alle Aufträge abarbeiten. Chef Clemens Maier lässt Dritte am Erfolg teilhaben
red
28.01.2021 | 10:30
Ravensburger. Zwei Wortkombinationen sind bei der Bilanzvorstellung von Unternehmen nur selten zu hören: Clemens Maier, Vorstandsvorsitzender des Spieleherstellers Ravensburger spricht von einem "erfolgreichen Jahr", in dem man "sehr glücklich" gewesen sei – immerhin habe man bei den Pandemie-bedingt angespannten Situationen vornehmlich in Familien für einen Ausgleich sorgen können. Puzzeln und Spielen entspannt eben, in den meisten Fällen jedenfalls. Um mehr als 20 Prozent ist der Umsatz der Gruppe auf 632 Millionen Euro gewachsen. Ein höheres Plus habe es "in der neuen Vergangenheit" nicht gegeben.
Besonders beliebt waren dabei Puzzel: 28 Millionen Stück wurden weltweit in mehr als 70 Ländern abgesetzt – ein Plus von 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch klassische Spiele waren gefragt, hiervon gingen 25 Millionen über die Ladentische, ein Plus von 22 Prozent. Die Kugelbahn "Gravi-Trax" wurde 18 Prozent mehr nachgefragt und das hybride Elektronik-Buch-System "Tip-Toi" 17 Prozent mehr.
Zum Vergleich: die Spielwarenbranche insgesamt wuchs im vergangenen Jahr "nur" um neun Prozent.
Nach Angaben von Maier spielte dabei der Gruppe der "hohe Grad an Eigenfertigung" in die Hände: Während Mitbewerber erst die Produktion in Asien ankurbeln und lange Lieferzeiten in Kauf nehmen mussten, hat die AG "bereits im Frühjahr die Kapazitäten in den eigenen Werken in Ravensburg und Polika in Tschechien unter Berücksichtigung aller Corona-Maßnahmen auf Vorweihnachtsniveau angehoben".
Die Kehrseite der Eigenproduktion: Irgendwann waren die Kapazitäten erschöpft und "es kam bei manchen Produkten zu Lieferengpässen". Mit nicht näher bezifferten Investitionen in Maschinen und Anlagen will man bei Ravensburger in diesem Jahr die Engpässe beseitigen.
Doch auch bei Ravensburger ist nicht alles glänzend: Aufgrund der Corona-Auflagen gab es Einbußen bei den Besuchern der Ravensburger Kinderwelt, im hauseigenen Museum sowie dem Ravensburger Spieleland. Nähere Angaben hierzu machte Maier nicht.
Auch zu den Aussichten für das laufende Jahr hält er sich zurück. Das Jahr habe zwar sehr gut begonnen, aber es sei "extrem schwierig zu prognostizieren".
Dafür zeigt sich der Vorstandschef dankbar für den Erfolg: Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr eine Million Euro an Projekte für soziale Gerechtigkeit zugunsten von Kindern und Familien in schwierigen Situationen sowie den Klimaschutz durch Aufforstungen in Uganda und Indonesien überwiesen.
Übrigens: Damit Puzzeln eine Entspannung bleibt, will das Unternehmen nun eine neue Kategorie an Angeboten für Erwachsene anbieten – mit höchsten 300 Einzelteilen, anstatt den üblichen 1000
Ravensburger geht auf die Gründung eines Verlags durch Otto Maier im Jahr 1883 zurück, ein Jahr später erschien das erste Gesellschaftsspiel "Reise um die Welt" sowie ein Buch mit Jugenderinnerungen. Heute sind die Produkte mit dem blauen Dreieck weltweit erhältlich, zudem gehört zur Gruppe unter anderem der Holzeisenbahnhersteller Brio. Die AG beschäftigt 2304 Mitarbeiter.