Rettung für Vogelsitze – Magna übernimmt
Der insolvente Automobilzulieferer Vogelsitze ist gerettet. Der österreichisch-kanadische Magna-Konzern übernimmt das Karlsruher Unternehmen. 170 von 230 Jobs bleiben.
03.01.2012 | 12:54
Karlsruhe. Vogelsitze war im Oktober 2011 in die Insolvenz gegangen. Dem Unternehmen war in den voraus gegangenen zwei Jahren fast die Hälfte des Umsatzes weggebrochen – vor allem in Europa und Nordamerika.
Nun steigt ein Multi im Osten Karlsruhes ein. Magna zählt zu den weltweit größten Automobilzulieferern. Das Unternehmen erlöst einen Jahresumsatz von rund 20 Milliarden Euro und beschäftigt 107.000 Menschen.
In Karlsruhe steigt Magna über seine Tochterfirma Magna Seating ein, die ihren Deutschlandsitz in Sailauf bei Aschaffenburg hat. Vogelsitze ist ein Hersteller von Sitzen, wie sie vor allem in Omnibussen verbaut werden.
Laut Insolvenzverwalter Eberhard Braun von der Acherner Kanzlei Schultze & Braun werden 170 der 230 Stellen in Karlsruhe erhalten. Die übrigen Beschäftigten bekommen über eine Transfergesellschaft die Chance, sich weiter zu qualifizieren oder einen neue Job zu suchen.
Durch den Einstieg des Investors gibt es indes gute Aussichten, dass die scheidenden Mitarbeiter eine vernünftige Abfindung erhalten. Bei Insolvenzen ist der Sozialplan gedeckelt. Auf die monatliche Lohnsumme der Betroffenen mal 2,5. So ist es auch hier. Dieser Topf wird nun nach sozialen Gesichtspunkten verteilt. Auch die Gläubiger dürfen mit einer hohen Quote rechnen. Nach Econo-Informationen winkt ihnen eine Auszahlung von 80 bis 100 Prozent.
Magna habe angekündigt, den Standort Karlsruhe zu erhalten, so Braun weiter. „Für die Zukunft des Standortes bestehen gute Aussichten“, heißt es in einer Mitteilung der Kanzlei. Garantien gibt es jedoch nicht.
Allerdings hat Magna für das Vogel-Gebäude einen Mietvertrag über zehn Jahre abgeschlossen. Laut Martin Obst von der IG Metall zeige dass auch die Ernsthaftigkeit des Engagements. Magna habe schon vor der Insolvenz im Oktober Interesse an Vogelsitze gezeigt. Der Konzern ist bereits Partner von Vogelsitze gewesen. In Lizenz stellt Magna Vogel-Sitze in Argentinien und China her.
Die Zukunft des bisherigen geschäftsführenden Gesellschafters Heiner Vogel dürfte sich indes außerhalb der Firma abspielen. Laut Econo-Informationen wird Vogel dem Unternehmen nur mehr als Berater zur Seite stehen. Weder Vogel selbst noch Magna gab dazu jedoch eine Stellungnahme ab.