Ritter Sport: "Aufwachen!"

Waldenbuch. Nur wenige Tage nach der Vorstellung der Bilanz macht die Alfred Ritter einen besonderen Konflikt öffentlich: Der Hersteller von Ritter Sport bringt unter dem Namen "Cacao y Nada" eine Schokolade auf den Markt, die gemäß dem Namen nur aus Kakao besteht. Sprich: In die Kakaomasse wird nur Kakaosaft eingearbeitet. Dieser wird in der eigenen Plantage in einem speziellen Verfahren gewonnen, das sogar zum Patent angemeldet ist.

Das Problem: die Schokolade enthält keinerlei Zucker. Laut EU-Lebensmittelrecht, das 2003 in deutsches Recht umgesetzt wurde, muss eine Schokolade aber Zucker enthalten, wenigstens in geringsten Anteilen – doch bei Ritter Sport ist der Anteil eben "nada", sprich nicht vorhanden.

Ritter Sport-Chef Andreas Ronken formuliert deshalb klar: "Unser Lebensmittelrecht muss mit Innovationen dieser Art Schritt halten. Wenn Wurst aus Erbsen sein darf, braucht Schokolade auch keinen Zucker. Aufwachen! Das ist die neue Realität."

Bei Verbraucherschützern und anderen Lebensmittelherstellern dürfte der Appell auf offene Ohren stoßen. Und Branchenkenner machen auch bei den Kunden ein Umdenken in Sachen Zucker aus. Ob und wann sich das beim Lebensmittelrecht niederschlagen wird, ist indes offen.

Die Alfred Ritter wird durch den Konflikt aber wohl keinen großen Schaden nehmen: Von der neuen "Schokolade" wurden bislang nur 2300 Tafeln produziert – und die dürften angesichts des Konflikts rasch vergriffen sein.

Die Alfred Ritter wurde 1912 gegründet. Heute werden die charakteristischen Schokoladen-Quadrate in mehr als 100 Länder weltweit verkauft und das Unternehmen beschäftigt 1650 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr wurden 470 Millionen Euro umgesetzt. Nach eigenen Angaben ist man der "erste und bislang einzige große Schokoladentafelhersteller", der für das gesamte Sortiment zertifzierten nachhaltigen Kakao einsetzt.