Rottweil und die Bay Area

Der Investor Günther Eberhardt hat seine Pläne für eine Hängebrücke zur Innenstadt radikal überarbeitet. Die Reaktionen darauf sind typisch

 
Foto: oh (Visualisierung)
 

Rottweil. Ein Raunen ging durch die Gremien, als der Unternehmen Günther Eberhardt seine neuen Pläne für eine Hängebrücke zwischen dem Thyssen-Krupp-Testturm und der Innenstadt vorstellte – ein Raunen im überwiegend positiven Sinne: Ist die gewählte Linie der Konstruktion quer über das Neckartal ohnehin schon spektakulär, so bekommt das Bauwerk nun noch ein architektonisches Highlight mit einem roten, 60 Meter hohen Pylon. Dadurch komme die Brücke mit dem Titel "Neckar Line" nach Angaben des Projektleiters Roland Haag ohne weiteren Brückenpfeiler aus.

Angesichts der gewählten Architektur fühlte sich mancher Gemeinderat an ein anderes Wahrzeichen erinnert: Die Golden Gate Bridge am Eingang zur Bay Area in San Francisco. Kein schlechter Vergleich, zumal der erste Entwurf gegenüber dem jetzt vorgestellten sehr nüchtern daherkam.

Wobei die positiven Reaktionen auf die überarbeitete Planung typisch für Rottweil sind: Die Bürger und Gemeinderäte haben nicht nur den Bau eines Gefängnisses befürwortet und den Testturm positiv begleitet. Auch das Hängebrücken-Projekt wird seit der ersten Vorstellung im Januar 2016 überwiegend wohlwollend betrachtet. Immerhin votierten satte 72 Prozent im Rahmen eines Bürgerbegehrens pro Brücke (die Wahlbeteiligung lag bei 48,4 Prozent, das nötige Quorum lag bei 20 Prozent). Allerdings gab es in der Zwischenzeit einige Ungereimtheiten und vor allem durch das vorgezogene Beteiligungsverfahren eine ganze Reihe von Einsprüchen und Hinweisen von Seiten des Denkmal- und Naturschutzes, die es zu berücksichtigen galt.

Auf 800 Seiten ist inzwischen die Akte rund um das Vorhaben angewachsen, wie Rottweils OB Ralf Broß die Anforderungen an das Vorhaben umschrieb. In der nun vorgestellten Planung mit dem Pylon wurde auf das Verfahren reagiert. Bis zum 22. November läuft noch die Offenlegung, anschließend wird der Bebauungsplan noch mal angepasst und der Bauantrag eingereicht, lautet der Zeitplan des Investors. Mit der Genehmigung wird Anfang des kommenden Jahres gerechnet. Projektleiter Haag: "Nach der Genehmigung rechnen wir mit gut 15 bis 20 Monaten Bauzeit."

Bei der Vorstellung des Projektes rechnete der Investor Günther Eberhardt mit einer Bausumme in Höhe von rund sechs Millionen Euro. Inzwischen hat der Unternehmer, der mit seinen Spezialisten für den Bewehrungsbau auch beim Bau des Testturms beteiligt war, Erfahrungen mit Hängebrücken: Mitte 2018 hat er die "Wild Line" in Bad Wildbad eröffnet.

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