Saba wird Geschichte – endgültig

Das Areal des ehemaligen Phonounternehmens wird komplett umgekrempelt. Rund 100 Millionen Euro will eine eigens gegründete Gesellschaft in Wohnungen und einen "Gewerbepark der Zukunft" investieren

 
Foto: oh
 

Villingen-Schwenningen. Die ersten Bagger künden von einem Großvorhaben am westlichen Stadtrand von VS-Villingen: Das ehemalige Saba-Areal sowie Teile des angrenzenden, früheren Kasernen-Bereichs werden komplett umgestaltet. Insgesamt werden auf einer Fläche von 63.000 Quadratmeter bis zu 400 Wohneinheiten entstehen, dazu kommen rund 20.000 Quadratmeter an neuen Büro- und Gewerbeflächen. "Das soll ein Gewerbepark der Zukunft werden", wie es Projektleiter Karl Engesser, Niederlassungsleiter des Baukonzerns Ten Brinke Baden-Württemberg, im "Südkurier" formuliert.

Für das Projekt haben Ten Brinke und die Richter-Gruppe aus Mainz die Richter-Ten Brinke Wohn- und Gewerbebau gegründet. In das Gesamtprojekt sollen in den kommenden Jahren rund 100 Millionen Euro investiert werden.

Begonnen wurde jetzt mit einer ersten Erschließungsstraße, möglichst noch in diesem Jahr soll der Bau von vier Baukörpern mit mehr als 100 Wohnungen starten. Deren Fertigstellung ist für Ende 2022 geplant. Parallel werden auf dem Saba-Areal fast alle noch bestehenden Gebäude abgerissen, um Platz für neue Büro- und Gewerbeflächen zu schaffen.

Die Richter-Gruppe vermarktet die Altbauten sowie einen Neubau auf dem Areal bereits seit Jahren als "Technologiepark VS", über die Zukunft des Geländes war immer wieder spekuliert worden – zumal auch die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg die Fläche für die eigenen Expansionspläne im Fokus hatte. Die Akademie der Kammer befindet sich ebenfalls noch in den ehemaligen Saba-Gebäuden. Zudem haben sich eine Reihe innovativer Unternehmen angesiedelt.

Das Saba-Areal hat in VS-Villingen einen besonderen Stellenwert: Die Geräte der ehemaligen Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt, kurz Saba, haben noch immer unter Kennern Kultstatus. Zudem bescherte das Unternehmen der Stadt in den Hochzeiten nicht nur tausende Arbeitsplätze und gute Steuereinnahmen, verschiedene Kulturangebote wirken in Jazzclub und Festivals bis heute nach.

Die Saba-Inhaber um Hans-Georg Brunner-Schwer waren äußerst Jazz-affin – es gab mit MPS ein eigenes Plattenlabel und das dazugehörige Tonstudio galt als wegweisend und steht heute unter Denkmalschutz. In den 1960er und 1970er Jahren gaben sich die Größen der Branche die Klinke in die Hand.

Das Unternehmen wurde 1835 als Metallwarenhersteller gegründet, ab 1923 schwenkte man auf die Produktion von Bauteilen für Radiogeräte um, baute später Fernseher sowie weitere Geräte. Die Ingenieure der Saba waren dabei äußerst innovativ, setzten immer wieder Maßstäbe: Die drahtlose Funkfernbedienung wurde dort ebenso entwickelt wie das Bild im Bild-System bei Fernsehern. Kein Wunder, dass nach der Schieflage des Unternehmen in den 1980er Jahren die "Einzelteile" bei unterschiedlichen Konzernen begehrt werden – was zu einer äußerst wechselvollen Fortführung führte.

Übrigens: Noch prangt der Saba-Schriftzug auf einem der Hauptgebäude. Nach Angaben von Projektleiter Engesser werden die Buchstaben vor dem Abriß aber demontiert und sollen der Stadtverwaltung übergeben werden. 

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