Scheidung nach 97 Jahren

Die KLS Martin macht einen klaren Schnitt und übernimmt ein anderes Unternehmen – Familie Leibinger hält damit alle Anteile an einem alten Verbund

 
Foto: Gebrüder Martin
 

Tuttlingen. Das Medizintechnikunternehmen Karl Leibinger hat nach eigenem Bekunden "den maßgeblichen Geschäftsbetrieb" der Stuckenbrock Medizintechnik sowie deren Anteile an der Firma Gebrüder Martin übernommen. Alle Mitarbeiter, maßgebliche Produktionsmittel sowie die über Gebrüder Martin vertriebenen Produkte sind Teil des Deals. Auch der Standort in Tuttlingen soll erhalten bleiben. Der Geschäftsbetrieb wird künftig unter dem Namen KLS Martin Medical firmieren. Finanzielle Details zu der Übernahme wurden wie üblich nicht gemacht.

Durch den Deal sichert sich Familie Leibinger den Zugriff auf die Gebrüder Martin: Nach verschiedenen Übernahmen und Zukäufen gehörten der Familie seit 2004 bereits 82 Prozent an dem Unternehmen. Mit der aktuellen Übernahme befindet sich nun alle Unternehmen der Gruppe komplett in Familienhand. Die Gebrüder Martin wurde 1923 als gemeinsame internationale Vertriebsgesellschaften von sechs Unternehmen rund um die Karl Leibinger gegründet.

Die Familie Stuckenbrock behält nach der Übernahme das Geschäft in den USA, einige OEM Kunden sowie die Firma Jakutec. Letzteres Unternehmen war als Jakoubek Medizintechnik Anfang 2018 in Schieflage geraten und wurde von Stuckenbrock übernommen. Bereits 1998 war Stuckenbrock mit der 1884 gegründeten Karl Vögele Medizintechnik verschmolzen, wurde so auch Anteilseigner an der Gebrüder Martin, und erhöhte später durch den Kauf der Firma H und H Handte sowie der Übernahme der Gesellschafteranteile von der Josef Heiss den Anteil an Gebrüder Leibinger – ein Puzzle, das sich für die finanziell bestens aufgestellte Stuckenbrock mit 50 Mitarbeitern nun sicher ausgezahlt hat.

Nach Angaben des geschäftsführenden Gesellschafters Fabian Stuckenbrock wird sich die Familie mit ihrem "Rumpfunternehmen" und der Jakutec auf die Bereiche Implantate und Instrumente unter anderem für die Wirbelsäulenchirurgie und die Orthopädie konzentrieren.

Ein Vorhaben, für das Stuckenbrock von Karl Leibinger, Geschäftsführer der KLS Martin Group, wörtliche "alles Gute und viel Erfolg" mit auf den Weg bekommt: Man habe schließlich in den vergangenen 97 Jahren "als Unternehmen, aber auch als Familie gemeinsam verschiedene Höhen und Tiefen erlebt". Für die Konstellation in seiner Gruppe sieht er durch den Deal Synergieeffekte und Wachstumspotentiale in mehreren Produktbereichen.

Die Karl Leibinger Gruppe und damit die KLS Martin Group haben ihre Wurzeln in der Gründung einer Fabrik für chirurgische Instrumente durch Ludwig Leibinger im Jahr 1896. Heute beschäftigte die weiterhin Familiengeführte Gruppe 1500 Menschen und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von 300 Millionen Euro. An den Standorten Mühlheim, Freiburg, Jacksonville (USA) und Penang (Malaysia) werden unter anderem Implantate, Chirurgische Instrumente, OP-Leuchten, Sterilcontainer sowie Laser und Elektrochirurgiegeräte produziert.

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