Schmid: "Die Politik vergisst die Brauwirtschaft"

Die Privatbrauerei Waldhaus kommt laut dem Chef im vergangenen Jahr zwar "mit einem blauen Auge" davon. Dafür ist seine Kritik umso harscher

 
Foto: Privatbrauerei Waldhaus
 

Waldhaus. "Wir versuchen unser Bestes, aber die Situation wird immer schwieriger", sagt Dieter Schmid, Geschäftsführer der Privatbrauerei Waldhaus. Das hängt auch damit zusammen, dass die heimischen Brauereien seiner Aussage nach keine Hilfe erhalten. Dabei seien allein bei seiner Brauerei durch die Auswirkungen des Lockdowns bislang Verluste im Gastronomiebereich in siebenstelliger Höhe aufgelaufen. Generell habe es die Politik seiner Ansicht nach zwischen den verschiedenen Lockdowns versäumt, das "Tohuwabohu der Hilfspakete" zu ordnen. "Zudem vergisst die Politik die heimische Brauwirtschaft komplett", ärgert sich der Waldhaus-Chef.

Was ihn mindestens ebenso ärgert: Zwar seien die finanziellen Hilfen für die Gastronomie "gut und lebenswichtig", allerdings würden davon beispielsweise auch "amerikanische Fast-Food-Ketten gefördert, die in Deutschland fast keine Steuern zahlen", wie es in einer Mitteilung heißt. Schmid: "Es kann doch nicht sein, dasss diese Firmen jetzt mit deutschem Steuergeld unterstützt werden." Zumal diese Firmen mit Abholverkäufen weiterhin Umsätze machen würden.

Daneben kündigte Schmid eine Art Unterstützung für die eigenen Gastronomiepartner an: Die eigentlich für Mai geplante Preiserhöhung für Fassbiere werde "bis zum Herbst ausgesetzt".

Wie eingangs beschrieben spürt man bei Waldhaus die aktuelle Situation in der Gastronomie direkt beim Umsatz. Bei der Betrachtung des Gesamtjahres 2020 kommt der Geschäftsführer indes zu dem Schluss: "Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen sind wir bislang mit einem blauen Auge davongekommen." Das bedeutet konkret: Der Absatz stieg um 5,2 Prozent auf 106.000 Hektoliter, der Umsatz um 5,5 Prozent auf 13,3 Millionen Euro. Schmid: "Das haben wir einem fantastischen Sommer sowie unseren vielfach prämierten Qualitätsbieren zu verdanken", so Schmid. Denn: "Die Absatzeinbußen der Gastronomie konnten zwar nicht aufgefangen werden, aber der vermehrte Griff zu hochwertigen Produkten im Lebensmitteleinzehandel und Getränkefachgroßhandel war deutlich spürbar und führte in diesem Bereich zu einem überproportionalen Wachstum."

Was die Zukunft angeht, zeigt sich der Waldhaus-Chef indes zuversichtlich: "Der Trend zu regional produzierten Produkten wird auch nach der Krise fortbestehen, wenn nicht sogar wachsen."

Die Privatbrauerei Waldhaus geht zurück auf die Gründung einer Brauerei im Jahr 1833 und ist seit dieser Zeit in Privatbesitz. Als eine von wenigen Brauereien setzen die Braumeister nach Angaben des Unternehmens allein auf Naturhopfen anstatt Hopfenpellets oder -extrakten.

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