Sternenbäck unterm Schutzschirm

Der Konzern Bumüller Backbetriebe rutscht aufgrund von Corona in die Krise, teilt die Geschäftsführung mit. Doch bereits seit Jahren wird an Stellschrauben gedreht – mit erfahrener Hilfe

 
Foto: Sternenbäck
 

Hechingen. Die Großbäckerei Bumüller Backbetriebe, besser bekannt unter dem Markennamen Sternenbäck, hat nach eigener Aussage ein Schutzschirmverfahren beantragt. Die Gruppe mit wohl drei Tochtergesellschaften teilte dazu mit, dass man bis zum März eine "konstante Geschäftsentwicklung" verzeichnet habe, mehr noch: "Der Umsatz und das Ergebnis im Jahr 2019 lagen deutlich über den Erwartungen", Details wurden indes nicht genannt.

Dafür sei es mit Beginn der Corona-Maßnahmen ab März zu "dramatischen Umsatzeinbrüchen aufgrund deutlich reduzierter Frequenz und fehlender Umsätze im Bereich Kaffee, Kuchen, Snacks und Kaltgetränke" gekommen. Die Einbußen hätten nicht durch das klassische Geschäft ausgeglichen werden können. Auch die eingeleiteten Lockerungen könnten dies nicht ausgleichen.

Deshalb habe man sich "unter Auschöpfung aller bislang vorhandenen wirtschaftlichen Möglichkeiten und nach Prüfung alternativer Lösungsmöglichkeiten zu dem Schritt entschlossen". Nun wolle man "für die Zeit nach der Corona-Krise (ein) schlüssiges und zukunftsorientiertes Geschäftsmodell entwickeln".

Weitere Angaben machte die Großbäckerei in Familienhand indes zu dem Verfahren nicht, inbesondere wurden nicht genannt, wer Sachwalter in dem Verfahren ist.

Dabei hat man Erfahrungen mit diesem Vorgehen: Im Jahr 2017 hat man bereits speziell für den Ableger in Thüringen, am Ende aber mit Auswirkungen für die gesamte Gruppe, ein Schutzschirmverfahren durchgezogen, wie in den Bilanzen der Tochtergesellschaften für das Jahr 2018 nachzulesen ist – damals war Martin Mucha von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger Sachwalter des Verfahrens und die Kanzlei Schneider Geiwitz und Partner aus Ulm unterstützte die Neuausrichtung. Beide Kanzleien gelten in der Branche als überaus erfahrene Sanierer.

In dem Sanierungsgutachten war von einem Planungshorizont bis Ende 2020 zu lesen und man habe Ende des Wirtschaftsjahres 2018 "die Planzahlen nahezu erreicht". Zugleich berief die Unternehmerfamilie Bumüller Mitte 2019 eine externe Person als Unterstützung in die Geschäftsführung – nähere Angaben hierzu wurden indes nicht gemacht.

Doch bereits in den Vorjahren gab es immer wieder Neustrukturierungen, bei der laut Bilanzen seit 2014 mindestens vier Tochtergesellschaften anderweitig intergriert oder nicht weitergeführt wurden.

Was indes auffällt: Die Unternehmerfamilie scheint in Sachen Finanzen viel Vertrauen in das eigene Tun zu haben. Laut Bilanzen gibt es kaum Bankkredite, dafür werden Verluste über Eigenkapital und Darlehen innerhalb der Gruppe ausgeglichen. Einer Sanierung dürfte das zugute kommen – schließlich ist die Gruppe der Gläubiger überschaubar, die in die Planungen einbezogen werden wollen.

Sternenbäck geht auf die Gründung einer Bäckerei im Jahr 1766 zurück, heute führt die Familie über Geschäftsführung und Beirat in neunter Generation die Geschicke. In Baden-Württemberg betreibt das Unternehmen in 40 Städten 81 Filialen, darüber hinaus in den östlichen Bundesländern mehr als 200 Filialen. An drei Standorten werden die Backwaren produziert. Insgesamt beschäftigt Sternenbäck rund 1800 Mitarbeiter. Der Umsatz der drei Tochtergesellschaften Hechingen, Gera und Spremberg lag im Jahr 2018 aufaddiert bei rund 96 Millionen Euro.

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