Testo wächst dank Fastfood

Der Messtechnik-Konzern verzeichnet 2019 einen Rekordumsatz und ein neues Geschäftsmodell feiert den Durchbruch. Testo-Chef Burkart Knospe zieht dennoch angesichts von Corona die Notbremse – obschon der Konzern sogar profitiert

 
Foto: oh
 

Titisee-Neustadt. Selten liegen Hoch und Tief so nah beieinander wie bei Testo: Hier ein Rekordumsatz, der Durchbruch bei einem neuen Geschäftsmodell, ein glänzender Start ins neue Geschäftsjahr – und sogar ein gewisser Profit durch das Corona-Virus. Dort eine tiefe Verunsicherung, wie es angesichts der Pandemie im Jahreslauf weitergeht. Testo-Chef Burkart Knospe ergreift deshalb erste Maßnahmen.

Doch der Reihe nach. Mit einem Plus von 7,6 Prozent hat das vergangene Jahr genau die Erwartungen von Knospe erfüllt. Konkret wurde ein Rekordumsatz in Höhe von 340 Millionen Euro verzeichnet. Wobei auffällt: Das Kerngeschäft mit Messgeräten konnte "nur leicht zulegen". Laut Knospe hängt das vor allem mit dem Rückgang des Umsatzes in den USA um mehr als neun Prozent zu tun – aufgrund der Trump'schen Strafzölle. Auch in Deutschland kommt das Geschäft kaum voran. Impulse kommen dafür aus Polen, Russland, China, Großbritannien und Frankreich.

Stärkere Impulse kommen indes aus dem neuen Geschäftsfeld Solutions: "Produktseitig werden wir uns an 2019 als das Jahr erinnern, in dem Testo erstmals signifikante Auftragssteigerungen verzeichnete", so Knospe. Rund 3,3 Millionen Euro betrug der Auftragseingang. Lauf Knospe wurde der seiner Ansicht nach "Durchbruch in dem neuen Geschäftsmodell" durch Großaufträge aus Belgien, Japan sowie "diversen Landesgesellschaften von Mc Donalds" getragen.

Bei Solutions stellt Testo vereinfacht gesagt Restaurant- und Supermarktketten eine Cloud-basierte Lösung für Mess- und Qualitätssicherungssystemen zur Verfügung, mit denen beispielsweise Kühlketten oder auch die Qualität von Bratfett zentral überwacht werden können.

Auch der Beginn des laufenden Jahres mit einem Umsatzplus von zehn Prozent geht demnach auf "einen starken Anstieg bei Installationen" von Systemen bei dem genannten Fastfood-Anbieter zurück. Aber auch "einige" Großauträge für Wärmebildkameras machten Hoffnung, ebenso wie Aufträge für Infrarotthermometer – die laut Knopse in vielen Ländern genutzt werden, um Menschen mit erhöhter Temperatur zu erkennen. Corona lässt grüßen.

Allerdings hat diese "Sonderkonjunktur" längst nicht das Potenzial, um Abschwächungen in anderen Bereichen auszugleichen. Bei Testo befürchtet man stattdessen "erhebliche Umsatzrückgänge" – die Szenarien schwanken laut Knospe zwischen einem Plus von gut einem Prozent im günstigsten Fall bis zum Absturz um 20 Prozent im Worst Case.

Um sich auf diesen Worst Case einzustellen, zieht der Testo-Chef deshalb die Notbremse: So wurde der Bau des Hotels am Titisee auf Eis gelegt. Und der Vorstand wird dem Aufsichtsrat vorschlagen, auf eine Dividende zu verzichten, um die Gewinne im Unternehmen zu belassen. Man wolle "weitere Sicherheiten für die Krise aufbauen", so Knospe.

Testo wurde 1957 gegründet und gilt mit aktuell rund 3200 Mitarbeitern heute nach eigenen Angaben als weltweit führend im Bereich portabler und stationärer Messlösungen. Das Unternehmen investiert pro jahr rund zehn Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

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