Tognums Asien-Problem
Im Ermittlungsfall gegen ein Vorstandsmitglied des Friedrichshafener Motorenbauers Tognum kommen zunehmend Details ans Licht. Doch das Unternehmen hält sich mit Erklärungen zurück.
ando
27.10.2011 | 15:09
Foto: Tognum
Friedrichshafen. Der Mann ist nicht zu beneiden. Stefan Wortmann, Leiter Unternehmenskommunikation beim Friedrichshafener Motorenbauer Tognum, erhält derzeit viele Anfragen zu einem äußerst unangenehmen Thema: Korruption.
Laut Staatsanwaltschaft Ravensburg geht es um angebliche Zuwendungen und Schmiergeldzahlungen im Zusammenhang mit Rüstungsgeschäften in Südkorea. Dabei müssten Zahlungen der Tognum-Tochter MTU-Asia in Höhe von 26,7 Millionen Euro auf ihre Rechtmäßigkeit überprüft werden. Zudem stünden sieben so genannte Trainings für südkoreanische Soldaten im Fokus, zu denen bis 2007 unter anderem Reisen nach Thailand, Golfspiele und „Besuche in Etablissements“ gehört haben sollen.
Vor gut zehn Tagen hatte Tognum mitgeteilt, dass es bei der Tochtergesellschaft MTU Asia Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Vermittlerverträgen asiatischer Vertriebspartner gab. Das Unternehmen beauftragte die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst&Young mit der Aufklärung der Vorgänge. Bis zum Ende vergangener Woche sollte ein Abschlussbericht vorliegen. Anschließend, so hieß es aus Friedrichshafen, werde man über die Ergebnisse und mögliche Konsequenzen informieren.
Doch das geschah bis heute nicht. Und so muss PR-Chef Wortmann vertrösten. Wann gibt es Neuigkeiten? Und wo bleibt der Abschlussbericht von Ernst&Young? „Wir werden uns zu gegebener Zeit äußern“, sagt der PR-Chef auf Econo-Anfrage. Mehr nicht.
Auch Medienberichte mag Wortmann nicht kommentieren. So hatte etwa die „Financial Times Deutschland“ (FTD) bereits am Montag berichtet: „Die Korruptionsaffäre beim Motorenhersteller Tognum zieht Kreise bis in die höchste Führungsebene.“ Das Blatt brachte dabei den Namen Peter Kneipp ins Spiel, der erst seit Jahresbeginn im Tognum-Vorstand für Asien verantwortlich ist.
Schmiergeldzahlungen, Rüstungsgeschäfte, Besuche in Etablissements: Für eine PR-Abteilung sind solche Zeilen Horror. Für die Medien dagegen sind sie ein gefundenes Fressen. Erst recht, wenn sich der Beschuldigte wortkarg gibt.