Transport-Technologie Consult soll eine Kult-Idee reaktivieren

Die Karlsruher Mobilitätspezialisten haben den Auftrag, die Chancen einer Magnetschwebebahn auszuloten – in einer besonderen Region

 
Foto: Firmengruppe Max Bögl (Visualisierung)
 

Karlsruhe/München. Manche Dinge kehren wieder: Im Jahr 2002 hielt der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber eine ebenso flammende wie verworrene Rede in Sachen Magnetschwebebahn. Deren Aufzeichnung ist längst Kult, das Projekt zwischen dem Hauptbahnhof München und dem vor der Stadt gelegenen Flughafen indes stillschweigend zu den Akten gelegt. Bislang.

Jetzt hat das Bundesverkehrsministerium an die Transport-Technologie Consult Karlsruhe (TTK) den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie vergeben. Inhalt: Erstens die generellen Chancen für die Magnetschwebetechnik abzuschätzen. Und zweitens das alles für eine Strecke rund um das Flughafen-Areal München zu konkretisieren.

Um das Ansinnen einschätzen zu können, muss man die Hintergründe kennen: Während Stoiber vom Einsatz der "alten" Transrapidtechnologie sprach, untersuchen die Karlsruher nun das "Transport System Bögl" (TSB). Der Baukonzern Max Bögl hat nämlich, als ehemaliger Partner beim Transrapid-Projekt, nach dessen Aus das System der Magnetschwebebahnen unter anderem auf einer eigenen Teststrecke in der Oberpfalz grundlegend weiterentwickelt.

"Die technische Machbarkeit muss man nicht unter Beweis stellen", stellt deshalb auch TTK-Chef Rainer Schwarzmann klar: Man werde die Vor- und Nachteile des neuen Systems gegenüber den herkömmlichen herausarbeiten. Schwarzmann glaubt aber bereits daran, dass es "einen Platz dafür gibt".

Ein Grund dafür können die Baukosten sein: Bei Max Bögl hat man die Schwebetechnik verbessert, aber vor allem ein modulares Schienen- und Stützensystem entwickelt. So kommt man auf eine Investitionssumme zwischen 30 und 50 Millionen Euro pro Doppelkilometer, sagt Vorstandschef Stefan Bögl. Bei U-Bahnen könnten es hingegen 300 Millionen sein, Straßenbahnen bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau wie das TSB. Bögl sieht das eigene System deshalb mindestens auf Augenhöhe mit herkömmlichen Systemen.

Aufsichtsratschef Johann Bögl zeigt sich denn auch selbstbewusst: "Deutschland ist in der Lage, bei Verkehrstechnologien die weltweite Zukunft aktiv mitzugestalten."

Wobei das Bögl-System aktuell weder in München noch in Deutschland dem Realitätscheck unterzogen wird – sondern in China. In Chengdu befindet sich seit wenigen Wochen das TSB auf einer 3,5 Kilometer langen Strecke im Demonstrationsbetrieb.

Die Transport-Technologie Consult Karlsruhe wurde 1996 als Tochter des Mobilitätssoftware-Anbieters PTV und der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft gegründet. Heute beschäftigt das Unternehmen 30 Mitarbeiter und hat sich auch International vor allem auf Machbarkeitsstudien und Optimierungen von ÖPNV-Projekten aller Art spezialisiert.

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