Tüftler Oskar, Kaufmann Franz
Der Offenburger Industrie-Spülmaschinenhersteller Meiko feiert in diesen Tagen sein 85-jähriges Bestehen. Econo blickt zurück auf ein Stück Ortenauer Wirtschaftsgeschichte.
ando
03.08.2012 | 15:51
Deutschland, Mitte der 1920er Jahre. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, die Hyperinflation von 1923 überwunden. Das neue Zahlungsmittel der Deutschen heißt Rentenmark. Nach und nach kommt die Wirtschaft wieder in Fahrt.
Es ist die Zeit, in der das Radio die Wohnzimmer erobert. In der immer mehr Menschen ins Kino gehen. Und in der zwei Angestellte des Offenburger Werkzeugmaschinenbauers Martin eine Freundschaft schließen, die ihr Leben verändern wird: Oskar Meier und Franz Konrad.
Meier ist der technische Typ. Ingenieur durch und durch, Chefkonstrukteur seines Arbeitgebers. Einer, der 1926 auf einer Messe in Frankfurt eine amerikanische Spülmaschine entdeckt – und diese für seinen Chef kurzerhand nachbaut und verbessert. Konrads Sache sind mehr die Zahlen, das Geschäftliche. Konrad ist Kaufmann.
1927 führen die Freunde ihre Leidenschaften zusammen. Sie machen sich selbstständig und gründen eine kleine Werkstatt in der Offenburger Friedrichstraße. Wo heute Altbauwohnungen mit hohen Zimmerdecken dominieren, entsteht damals der Name eines späteren Ortenauer Schwergewichts: Aus Meier und Konrad wird Meiko – heute ein Inbegriff für industrielle Spültechnik.
Bereits 1928, ein Jahr nach der Gründung, zieht das Unternehmen an den heutigen Standort in der Englerstraße. Die Stadt Offenburg gibt Starthilfe, stundet der jungen Firma die Grundstücke zur Zahlung. Von nun an dreht sich alles ums Spülen und Reinigen.
Die „Meiko Standard“ aus den Anfängen erinnert von der Form noch mehr an eine Tauchglocke denn an eine Spülmaschine (siehe Foto unten). 1934 legt Meiko den Grundstein zu seinem zweiten wichtigen Geschäftsfeld: Reinigungs- und Desinfektionsautomaten für Bettpfannen in Kliniken und Pflegeheimen.
Gut zehn Jahre später ist Schluss. Vorerst. Denn Meiko liegt in Schutt und Asche, ist im Krieg völlig zerstört worden. Doch die Offenburger treten die Flucht nach vorn an. Sie bauen ihre Meiko wieder auf – weitaus größer als je zuvor.
Um 1970 meldet das Unternehmen sein wichtigstes Patent an. Von den Rechten am sogenannten AP-System profitiert Meiko noch heute. Dabei funktioniert die Technik ganz simpel: Damit nicht die Leitung den Druck bestimmt, mit dem das Wasser in die Maschine spritzt, gelangt es zunächst in einen Sammelbehälter. Von dort geht es mittels einer Pumpe weiter. Konstant und mit dem gewünschten Druck.
„Das Patent hat uns 20 Jahre den Markt gesichert“, sagt später der technische Geschäftsführer Stefan Scheringer. „Dank ihm sind wir Marktführer auf dem Gebiet der Reinigungs- und der Desinfektionsautomaten in Kliniken und Pflegeheimen.“
In den 1970er Jahren entwickeln Meikos Techniker in der Englerstraße Ideen zum Energiesparen. Das Ergebnis von 1973 ist ein kleiner Zungenbrecher: Abluftwärme-Rückgewinnung für Durchlaufautomaten. Die Technik ordnet sich in eine ganze Reihe von Innovationen rund um die Energieeffizienz ein. Sie setzt sich fort bis in die heutige Zeit: Innerhalb von 15 Jahren gelingt es Meiko, den Energieverbrauch seiner Spülmaschinen zu halbieren.
So schnell, wie der Energieverbrauch der Spülmaschinen sinkt, so rasant klettern auch die Erlöse. Lag der Umsatz von Meiko in Offenburg 1980 noch bei 23 Millionen Euro, sind es zur Jahrtausendwende bereits 86,9 Millionen. 2007 erreicht das Unternehmen seinen zwischenzeitlichen Höchstwert von 120 Millionen Euro – gemeinsam mit den internationalen Töchtern bringt es die Meiko-Gruppe gar auf 180 Millionen.
Selbst in der Finanz- und Wirtschaftskrise wächst das Unternehmen weiter. Aus dem Zwei-Mann-Start-Up von 1927 ist bis heute ein Konzern mit weltweit mehr als 1800 Mitarbeitern geworden. Mit rund 1100 Beschäftigten zählt das Unternehmen in Offenburg zu den größten Arbeitgebern. Im vergangenen Jahr durchbrach der Gruppen-Umsatz erstmals die Marke von einer viertel Milliarde Euro. Und wer weiß, wo Meiko beim 100. Geburtstag steht.