Wie Arbeit Spaß macht

Wie Boulderwand und Business-Yoga Mitarbeiter binden: Der Fachkräftemangel trifft auch den Südwesten hart. Deshalb lassen sich die Firmen im Süden einiges einfallen.

 
 

St. Johann/Mannheim. „Arbeit soll Spaß machen“, sagt Andreas Nau. Für den Chef der Firma Easysoft im schwäbischen St. Johann ist es wichtig, dass seine Leute nicht in einen ermüdenden Arbeitstrott verfallen. Daher hat sich der 47-jährige Unternehmer einiges einfallen lassen. Denn: „In unserer Branche wird nur mit frischen Ideen Geld verdient“, so Nau. Andererseits weiß der Hersteller von Schulungs- und Personalmanagement-Software, dass Investitionen ins Arbeitsumfeld lohnen, weil sich dann auch Freunde von Mitarbeitern bewerben. Der Fachkräftemangel trifft den Mittelständler bislang nicht.

Bei Nau ist der Strauß an Zusatzleistungen bunt gesteckt. Angefangen bei zwei Tischkickern, die nicht nur in den Pausen bespielt werden dürfen, „sondern auch nach schwierigen Telefonaten oder einfach so zwischendurch“. Täglich kostenlos frisches Obst und Getränke sind ebenso selbstverständlich. Hauptaugenmerk legt Nau jedoch auf Fitness. Weil der Chef selber gerne läuft, schnüren inzwischen einige seiner 32 Mitarbeiter ebenfalls die Laufschuhe.

Mit Erfolg: Ein zehnköpfiges Firmenteam hat am Swissalpine teilgenommen. Ein Biathlon, bestehend aus Laufen, Rad fahren und Inliner skaten. Vier Mal im Jahr gibt es einen Bewegungs-Ausflug. Der jüngste führte in eine Kletterarena. Das kam so gut an, dass Easysoft im Büroneubau im badischen Bretten für 30.000 Euro eine sieben Meter hohe Boulder- und Kletterwand einbauen lässt, an der drei Leute gleichzeitig kraxeln können.

Neben solchen Sozialleistungen ist ein weiterer Trend bei der Personalbindung im Mittelstand zu beobachten. Zusatzversicherungen sind im Kommen wie Markus Sobau weiß. Der Chef von Confina Finanzplanung in Mannheim berät mittelständische Betriebe mit bis zu 500 Mitarbeitern. „Die Firmen müssen versuchen, eine emotionale Bindung zum Unternehmen zu erzeugen – und der Benzin-Gutschein reicht da nicht mehr“, sagt der Versicherungsmakler. Sobau rennen die Chefs derzeit die Bude ein.

Wem die Gesundheit seiner Leute am Herzen liegt, für den ist eine betriebliche Krankenversicherung ein guter Tipp. Sie spart dem Arbeitnehmer die Ausgaben etwa für Brille, Zahnersatz, Chefarzt- oder Heilpraktiker-Behandlung. Und er hat Anspruch auf ein Zweibett-Zimmer im Krankenhaus. Der Vorteil für die Chefs: „Sie können die Versicherungen erst Mal für ein Jahr abschließen, etwa als Bonus für erfolgreiche Mitarbeiter, und später bei Bedarf verlängern“, sagt Sobau. Die Arbeitnehmer kommen so möglicherweise an einen Vertrag, den sie sich selbst nicht leisten wollen. Eine private Zahnzusatzversicherung kostet bis zu 40 Euro im Monat. Ganz wichtig: Schließt ein Unternehmen mehr als fünf Verträge bei einem Versicherer ab, entfallen lästige Gesundheitsfragen. Das ist vor allem interessant für ältere Menschen. Oder Allergiker, Asthmatiker oder Mitarbeiter mit anderen chronischen Vorerkrankungen. Für Arbeitgeber hingegen ist die betriebliche Krankenversicherung mit wenig Aufwand zu haben: Pakete gibt es ab zehn Euro pro Monat und Beschäftigtem.

Das IT-Unternehmen beschäftigt 30 Menschen. Sieder hat noch weitere Specials für seine Leute im Ärmel: Jeden Freitag um halb drei kommt ein Yogalehrer ins Haus. Zur Burnout-Prävention. Und weil der Chef möchte, dass seine Leute mit einem freien Kopf ins Wochenende starten. Der 37-Jährige ist selbst Vater von zwei kleinen Kindern und weiß, wie wichtig Zeit in der Familie ist. Deshalb fördert er auch Elternzeitmodelle. Bei einer jungen Firma mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren eine gute Idee, weil „in diesem Lebensabschnitt viele in die Familienphase eintreten“, so der Unternehmer mit IBM-Vergangenheit.

Für 2013 plant Sieder weitere Motivationsspitzen. So soll das Yoga um ein Meditationstraining erweitert werden. Und ein Personaltrainer kommt alle drei Monate, um mit willigen Arbeitnehmern Lauf- oder Diätpläne zu entwickeln. „Das war ein Wunsch der Leute“, wie der IT-Berater verdeutlicht.Um das Arbeiten angenehmer und letztlich produktiver zu gestalten, hat Sie-Ger Consultuing Homeoffice-Arbeitstage eingeführt – auch für Berater, die Vorort beim Kunden tätig sind. „Jeder kann mindesten einen Tag pro Woche von zuhause aus arbeiten, das ist mit den Kunden so ausgehandelt“, sagt Sieder. 

Ebenso in Sachen Weiterbildung hat sich der Chef etwas Pfiffiges überlegt: Damit das Sprach- und E-Mail-Englisch besser wird, kann jeder Mitarbeiter per Skype-Schaltung mit einem Sprachlehrer aus Australien trainieren. Auf Wunsch sogar mehrmals in der Woche. Und damit seine Angestellten auch im Freundeskreis übers Unternehmen sprechen, bezahlt der Chef 3000 Euro Prämie, wenn Kollegen neue Mitarbeiter werben.

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