"Wir haben nicht bei den Mitarbeitern gespart"
Ernst Smolka bezieht als Chef des Leuchtenherstellers Hess im Econo-Interview Stellung zu Auffälligkeiten in der Bilanz, den Chancen durch Smart-Citys und dem Charme von Laternenmasten
diwe
11.07.2018 | 15:45
Villingen-Schwenningen. Gut viereinhalb Jahre hat der Leuchtenhersteller Hess als neues Unternehmen nun hinter sich. Und den Neustart kann man noch immer an der Bilanz ablesen: "Die Neuaufstellung war notwendig – auch um die Kosten zu senken", kommentiert Geschäftsführer Ernst Smolka die Auffälligkeiten in der Bilanz 2016. Der Umsatz stagnierte bei 22 Millionen Euro und der Gewinn in Höhe von 0,5 Millionen Euro wird durch Einsparungen bei Löhnen, Gehältern sowie Materialkosten ermöglicht.
"Wir haben nicht bei den Mitarbeitern gespart", kommentiert Smolka die Zahlen. Im Gegenteil sei das Lohngefüge angeglichen worden: "Die Mitarbeiter verdienen jetzt definitiv und teils deutlich mehr." Wo aber wurde dann gespart? Smolka: "Wesentlich wurden im Bereich der Führungsebene Anpassungen vorgenommen."
Bei den Einsparungen beim Materialaufwand verweist der Hess-Chef auf die übernommenen Produkte, "die nicht unbedingt für die Herstellung optimiert waren, was hohe Kosten verursacht hat". Hier habe man "sehr gute Fortschritte gemacht". Auch wurde der Maschinenpark modernisiert.
Das Jahr 2017 hat Hess gut eine Million Euro unter dem Ziel von 25,7 Millionen Euro abgeschlossen. Smolka ficht das nicht an. Umsatzwachstum sei schließlich nicht alles: "Das Jahr wurde so profitabel abgeschlossen, dass wir wieder aus eigener Kraft investieren können."
Künftig sieht Smolka große Potenziale für Hess im gesamten Bereich der Smart City. Deshalb werden die Leuchten und Masten mit allerlei Sensoren von Kameras bis Wlan-Modulen ausgestattet. Dafür werden entsprechende Kompetenz aufgebaut: "Wir sehen uns hier als Integrator für bestehende Lösungen." Als kleines Unternehmen könne man zwar keine Benchmarks setzen – allerdings sei man aufgrund der Fertigungstiefe flexibler und werde auch individuelle Lösungen anbieten.
Doch woher rührt Smolkas Optimismus in Sachen Smart City? "Wir stehen hier erst am Anfang der Entwicklung!" So wolle die Stadt Hamburg die 220.000 öffentlichen Parkflächen in ein Sensornetz einbeziehen, um ein intelligentes Verkehrsleitsystem aufzubauen. Smolka: "Hier ist das Optimierungspotenzial riesig! Und das ist nur ein Thema." Es gebe mit der Umweltsensorik oder der Überwachung weitere Aspekte mit großem Potenzial.
Warum ausgerechnet die Laternenmasten bei der Hebung dieser Potenziale eine besondere Rolle spielen ist laut dem Hess-Chef rasch erzählt: "Eine Kommune hat flächendeckend zur Zugriff auf zwei Bereiche: die Abwasserkanäle und die Straßenleuchten."
Das vollständige Interview mit Ernst Smolka finden Sie hier.
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