"Wir müssen ein Schnellboot werden"

Helmut Schlotterer stellt den Modenkonzern Marc Cain auf harte Zeiten ein – die nur bedingt mit Corona zu tun haben

 
Foto: Marc Cain
 

Bodelshausen. 90 der rund 1000 Arbeitsplätze bei dem Modeunternehmen Marc Cain sollen abgebaut werden, wie Helmut Schlotterer, Gründer, Inhaber und Vorsitzende der Geschäftsführung, wie der Branchendienst "Textilwirtschaft" aus einem internen Schreiben zitiert: "In der nunmehr knapp 40-jährigen Historie ist dies das erste Mal, dass wir einen solchen Schritt gehen müssen." Neben dem Abbau der Arbeitsplätze stehen generell die Strukturen auf dem Prüfstand.

Schlotterer (hier finden Sie ein Porträt) will durch die neue Organisation Entscheidungswege verkürzen und die Entwicklung neuer Kollektionen beschleunigen: "Als Marktführer wollen wir gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehen. Dafür müssen wir wieder ein Schnellboot werden und unsere Strukturen verschlanken." Er glaube weiterhin "an den Produktionsstandort Deutschland" und nannte die notwendigen Anpassungen "schmerzhaft, aber unerlässlich": "Sie sichert langfristig Arbeitsplätze und unsere Wettbewerbsfähigkeit."

Klar ist allerdings: Die Corona-Pandemie beschleunigt die Prozesse nur, ist aber nicht primär dafür verantwortlich. Bereits Mitte vergangenen Jahres hat Schlotterer in einem Interview mit der "Textilwirtschaft" neue Strukturen angekündigt, nicht nur in der Geschäftsführung – als Grund nannte er unter anderem "Versäumnisse, die über die Jahre mitgeschleppt wurden" und die nun mit Hochdruck abgearbeitet werden sollen: "Da sind Millionen versteckt, die wir einsparen können." Man entdecke "täglich neue Quellen". Nicht zufrieden zeigte er sich dabei mit dem Ebit-Marge, die von 18 Prozent auf 11 Prozent gesunken war, auch wuchs er Umsatz "nur" noch einstellig, was für Schlotterer "okay" war: "Das Problem ist nur, wenn die Erlöse weniger steigen als die Kosten."

Marc Cain gilt als einer der führenden Hersteller von gehobener Damenmode in Deutschland, der fast alle Teile der Wertschöpfung von der Textilherstellung bis zum Verkauf in Eigenregie stemmt. Das Unternehmen beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter und erwirtschaftete in 2018 einen Gruppenumsatz in Höhen von 276 Millionen Euro. Die Bilanz des Jahres 2019 wurde laut Gesellschafterbeschluss nicht veröffentlicht.

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