"Wir sind bis 2025 voll durchfinanziert"
Christian Weber spricht in einem Interview über den Neustart der Albert Weber, was an Innovationen geplant ist, warum seine Tochter eine führende Rolle spielen soll und von "Spannungen" mit dem Finanzinvestor
red
04.09.2020 | 14:30
Markdorf. Wie geht es nach dem Neustart der Albert Weber nun weiter? Christian Weber hat als Sprecher der Firmeneigner in einem Interview mit dem "Südkurier" die weiteren Pläne vorgestellt: "Bis 2040 streben wir an, den Anteil des Geschäfts, der vom Automobilbereich abhängt, auf etwa zwei Drittel festzulegen. Der übrige Umsatz soll durch Produkte für die Luft- und Raumfahrt sowie für medizinische Anwendungen generiert werden." Bis zu diesem Zeitraum solle auch im Rahmen des Projekts "Emission Zero" "ausschließlich emissionsfreie Produkte herzustellen und unseren CO2-Ausstoß im Unternehmen auf Null herunterzufahren".
Um das zu erreichen, will Weber "eine Truppe aus drei bis fünf Prozent der Mitarbeiter" aufstellen, die sich "in einem eigenen Team ausschließlich um Zukunftsthemen" kümmern sollen. Zudem würde in den kommenden bis zu acht Jahren ein zweistelliger Millionenbetrag investiert werden.
Sorgen, der Neuaufbau des Unternehmens nach der Insolvenz könnte am Ende an der Liquidität scheitern, zerstreut der Eigentümer: "Die Albert Weber ist bis 2025 voll durchfinanziert und alle wichtigen Beteiligten, also die Kunden, Lieferanten, die Banken und die Familie Weber, haben sich bereit erklärt einen Beitrag zu leisten, falls die Corona-Krise sich verschärft". Die Mitarbeiter haben demnach aber ausdrücklich keine weiteren Einschnitte zu befrüchten – "die haben bereits genügend gelitten".
Auch einen Finanzinvestoren wird es nicht mehr geben, "dieses Kapitel ist abgeschlossen". Man habe nach dem Einstieg von Ardian erfahren müssen, "dass die Denkweise eines Finanzinvestors nicht zur Unternehmensphilosophie unserer Familie passt". Das langfristige Denken der Familie und der kurzfristigen Investition habe "zu Spannungen geführt".
Allerdings zeigt sich Weber in dem Gespräch auch selbstkritisch, was die Kommunikation mit den Mitarbeitern gerade in der steilen Wachstumsphase der vergangenen Jahre angeht. Es sei "nicht immer gelungen, die guten Dinge, die wir gemacht haben, zu unseren Mitarbeitern und auch nach außen zu transportieren". Kommunikation sei eben nicht die Stärke der Familie.
Aus diesem Grund wird Gina Weber als Tochter von Christian Weber künftig "frischen Wind" in das neue Unternehmen bringen, neue Impulse geben und eine Kultur des Austauschs und Zuhörens etablieren.
Weber Automotive wurde 1969 gegründet und gilt als Spezialist für Antriebskomponenten für Autos, Nutzfahrzeuge und Freizeitmobile – ab 2011 nahm das Unternehmen rasant Fahrt auf. Lag der Umsatz damals noch bei 74 Millionen Euro so kletterte er bis 2017 auch durch Zukäufe auf 304 Millionen Euro in der Gruppe. Zu den Kunden gehören weltweit führende Automotivekonzerne und Zulieferer; bei 90 Prozent der Kunden ist Weber nach eigener Aussage Exklusivzulieferer. Allerdings kämpfte man schon 2017 laut veröffentlichter Bilanz mit Umsatzrückgängen bei Weber Automotive und schrieb ein leichtes Minus. Im Juli 2019 schlitterte das Unternehmen in die Insolvenz – ausgelöst auch durch einen Streit mit dem Investoren. Im Mai gab die Familie dann bekannt, das Unternehmen zurückzukaufen.