Würth vs Trump
Der Patriarch des Konzerns will nicht mehr in den USA investieren – jedenfalls solange der amtierende US-Präsident das Sagen hat. Der Schritt von Reinhold Würth kommt überraschend
red
04.06.2018 | 18:00
Künzelsau. Die Änderung der Konzernstrategie mal eben per Zeitungsinterview bekannt geben? Kann man machen. Jedenfalls wenn man Reinhold Würth heißt und Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrates des Würth-Konzerns ist. In der "Bild am Sonntag" merkte Würth auf die Frage, wann er sich zuletzt ins operative Geschäft eingemischt habe, an: Er habe dafür gesorgt, "dass wir derzeit nicht mehr in den USA investieren". Warum? "In erster Linie wegend er allgemeinen unsicheren politischen Lage. Ich habe gesagt, wir warten ab, ob Präsident Trump in vier Jahren wiedergewählt wird. Würth kehrt zurück, wenn er geht."
Jetzt ist der US-Markt auch für Würth kein kleiner, immerhin jeder siebte Umsatzeuro stammt von dort. Im vergangenen Jahr übernahm der Konzern noch zwei Unternehmen für zusammen 100 Millionen Euro.
Was aber besonders auffällt: Vor knapp vier Wochen war bei der Bilanzvorstellung noch keine Rede von einem Strategiewechsel. Vielmehr lobte die Geschäftsführung um den Vorstandschef Robert Friedmann die positive gesamtwirtschaftliche Lage und die von Trump durchgesetzten Steuererleichterungen.
Friedmann beeilte sich jedenfalls am Montag nach dem Interview zu unterstreichen, dass der Investitionsstopp natürlich mit der Geschäftsführung abgestimmt sei. Zudem gehe es nur um zusätzliche Investitionen, die nicht getätigt werden sollten. Ohnehin nannten weder Würth noch der Konzern konkrete Zahlen in Sachen Investitionsstopp.
Generell scheint aber klar zu sein: Der Vorstoß von Würth hat eine persönliche Ebene. Der Patriarch gilt nämlich als frenetischer Europäer, der gerne der Union im globalen Umfeld mehr politisches und wirtschaftliches Gewicht verleihen würde.
Reinhold Würth hat aus dem Schraubenladen seines Vaters eine global aufgestellte Gruppe mit einem Umsatz von 12,7 Milliarden Euro geformt. Die Eigentumsrechte hat der 83-Jährige an Stiftungen übertragen, denen er als Aufsichtsratschef vorsteht. Und er mischt sich nach wie vor gerne ins Geschäft ein: "Ich sorge dafür, dass keine verrückten Entscheidungen getroffen werden."