Zement macht Flugzeuge grüner
Ein Konsortium aus Baustoff-Herstellern und dem Flughafen Stuttgart will eine Pilotanlage bauen: Das 100 Millionen Euro teure Projekt soll E-Kerosin produzieren – auf Basis eines Klimakillers
red
19.11.2020 | 10:00
Stuttgart. Die Zeremonie musste aufgrund von Corona via Online-Konferenz beinahe profan ausfallen, die Ansprüche schmälert das nicht: Die Zementhersteller Dyckerhoff, Heidelberg-Cement, Schwenk Zement und Vicat haben sich zur Initiative "CI4C" – kurz für "Cement Initiative for Climate" – zusammengeschlossen und mit dem Flughafen Stuttgart sowie Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Verkehrsminister Winfried Hermann eine Absichtserklärung unterzeichnet. Das Ziel: In einer Pilotanlage bei Mergelstetten an der Brenz soll das prozessbedingt anfallende Kohlendioxid inbesondere zu E-Kerosin für Flugzeuge aufbereitet werden.
Nach Angaben von Christian Knell, Sprecher der Geschäftsleitung von Heidelberg-Cement und Präsident des Vereins Deutscher Zementwerke sowie Vizepräsident des Verbandes Steine- und Erden-Industrie Baden-Württemberg werden "allein die Errichtungs- und Betriebskosten der Anlage bei weit über 100 Millionen Euro liegen".
Ab 2022 soll die Anlage am Standort von Schwenk Zement errichtet werden, gut drei Jahre später ist der Betriebsstart vorgesehen: Pro Tag könnten dann 450 Tonnen Kohlendioxid in alternative Kraftstoffe aufbereitet werden. Heidelberg-Cement-Vorstandschef Dominik von Achten ist sicher: "Das ist ein grünes Geschäftsmodell der Zukunft." Die Investitionskosten sieht er deshalb pragmatisch: Bereits heute würden sich die positiven Effekte von Umweltinvestitionen in den Zahlen des Konzerns spiegeln.
Auch die Landesregierung zeigt sich zuversichtlich: "Wir wollen weder auf Zement noch auf Luftverkehr verziechten, aber die Emissionsprobleme dieser beiden Branchen lösen. Das ist mit dem Re-Fuels-Konzept und der Pilotanlage in Mergelstetten möglich", so Verkehrsminister Hermann. Und Ministerpräsident fasst es so zusammen: "Ich freue mich auf neue Geschäftsmodelle."
Nach Angaben des Verbandes ist die Herstellung von Zement mit jährlich mehr als vier Milliarden Tonnen klimarelevanten Emissionen ein wichtiger Faktor bei den Bemühungen zum Klimaschutz.