Die erste Herausforderung des Tages war nicht die Aufgabe an sich – sondern waren Uhrzeit und Ort: Um sieben Uhr in der Früh trafen sich die Kreativen mit Bahn-Geschäftsführer Christian Brinkmann, Esther Petri von der MFG Innovationsagentur des Landes und Econo-Chefredakteur Dirk Werner am Lokschuppen der Museumsbahn am Rand von Blumberg-Fützen. Ein pittoresker Ort in unmittelbarer Nähe zur Schweizer Grenze, der landschaftlich reizvoll gelegen Navis vor Probleme stellt.
Doch genau an diesem Ort konnten die Teams erspüren, was die Faszination, den Reiz, die Leidenschaft einer solchen Museumsbahn ausmacht!
Bahn-Chef Brinkmann erläuterte pointiert die Entstehung der Strecke als "strategische Bahn", um im Fall der Fälle schnell Truppen und Gerät an die Grenze zu Frankreich transportieren zu können. Das wiederum stellte die Ingenieure vor Herausforderungen: In der Bauzeit vor der Eröffnung 1890 waren die Lokomotiven noch schwach, die Topographie sehr hügelig. Lange Tunnel – darunter ein einzigartiger Kreiskehrtunnel –, unzählige aufgeschüttete Rampen und vielbauchige Viadukte waren notwendig, um die Streckenführung zu realisieren. Daneben gab es die Herausforderung, in den umliegenden bäuerlichen Dörfern die tausenden vornehmlich italienischen Arbeiter unterzubringen – wovon manch Nachname noch heute zeugt.
Nach der Theorie kam die Praxis, was konkret den Gang in den Lokschuppen bedeutet. "Vorsicht, hier ist alles heiß und schmutzig", gab Brinkmann den Kreativen noch mit auf den Weg. Doch die hatten derweil schon alles in Beschlag genommen, schauten sich um, kletterten in den Führerstand und sprachen mit Lokführer und Heizer.
Alles umrahmt vom rhythmischen Zischen und Stampfen der Lok, vom charakteristischen Geruch aus Öl, verbrannter Kohle und heißem Dampf. Und von einer Erkenntnis: Bevor eine solche Lok überhaupt aus dem Schuppen fahren kann, ist eine Menge Vorarbeit nötig – vom Abschmieren ungezählter Stellen bis zum Reiben des Streichholzes, um das Feuer unter dem Kessel zu entfachen…
Schließlich begleiteten die Teams noch die Lok zum Bahnhof in Fützen: Im Innern galt es ein kompliziertes, mechanisches Hebelwerk in Gang zu setzen, damit Weichen und Signale korrekt gestellt waren. Alles von Hand, keine Elektronik – was ein ums andere Mal zum Zücken des Smartphones verleitete: kurz ein Erinnerungsfoto von den kabelgebundenen Wählscheibentelefonen gemacht oder den Plakaten, die vor den Gefahren der Elektrozüge warnten (obschon die Strecke nie elektrifiziert wurde).
Am Bahnhof in Blumberg-Zollhaus gab abschließend noch das Museum beredte Auskunft über die Realisierung und den Betrieb der Bahn. Wobei die "Sauschwänzlebahn" abseits ihrer strategischen Bedeutung als reguläre Strecke nicht wirklich Erfolg hatte. Brinkmann: "Wir haben heute mehr Fahrgäste pro Jahr, als die Bahn während des regulären Betriebs je hatte."
Davon profitiert die Museumsbahn indes heute: "Unsere Strecke ist eine der authentischsten Museumsbahnen überhaupt", so der Geschäftsführer. Da die Deutsche Bahn nichts in die Modernisierung investierte, blieb eben auch die Infrastruktur erhalten. Anfang der 1970er Jahre war dann ohnehin Schluss mit dem zuletzt eingeschränkten regulären Fahrbetrieb, wenige Jahre später eröffnete die Museumsbahn.
Übrigens: Just beim Besuch des Museums konnten die Kreativen die Notwendigkeit der Verjüngung der Besucher selbst erleben. Mehrere Busse mit Touristen der Altersklasse 60 Plus widmeten sich den Exponaten.
Mit einer Vielzahl an Eindrücken ging es für die vier Teams schließlich in die Kreativzeit – eine Stunde blieb, um sich Gedanken über die digitale Zukunft der "Sauschwänzlebahn" zu machen.
Im historischen Reiterstellwerk über der Bahntrasse galt es abschließend, die Ideen zu präsentieren. Rainer Duda von RD Innovation, Anke Blessing von imsimity, der Strategieentwickler Marc Lutz sowie Annika Theobald, Marco Di Giacomo und Oliver Kosic von der Agentur Abertausend zeigten dabei eine erfrischende Bandbreite an Möglichkeiten auf. Wobei sich drei der vier Strategien zwar auf den ersten Blick glichen – doch die Details sorgten für die prägnanten Unterschiede…
Was die Teams konkret vorstellten und wie die Bahn-Chef Christian Brinkmann damit konkret umgeht, dazu in Kürze mehr.