1 Vom Geheimtipp zum Hype: Influencer als Teil der Marketingstrategie
Der Marketing-Club Karlsruhe erhält bei der Drogeriemarktkette DM Einblicke in den Einsatz von Influencer Marketing
Sie heißen Dagi Bee, Paola Maria oder Julia Beautx. Ihre Gemeinsamkeiten? Sie sind jung, stets perfekt gestylt und kennen sich aus mit Beauty-Trends und sie alle haben ihre eigenen Kanäle auf YouTube, Instagram, Twitter, Facebook und Co. Ihr Beruf? Influencer. Was genau das definiert? Influencer haben eine starke Präsenz in den sozialen Medien und berichten dort über Marken und Produkte. Durch ihr hohes Ansehen nehmen sie Einfluss auf die Kaufentscheidungen ihrer Follower. Bei der Karlsruher Drogeriemarktkette DM hat man das Potenzial von Influencer-Marketing früh erkannt und in den digitalen Media-Mix des Unternehmens eingebaut.
Aktuell hat Influencer Marketing einen Anteil von fünf Prozent des gesamten Marketingbudgets. Frauke Klos ist bei DM-drogerie teamverantwortlich für den Bereich Social Media und sie ist überzeugt, Influencer-Marketing ist mehr als nur ein momentaner Hype: "Das bleibt. Wer heute Influencern folgt, wird das auch künftig tun. Nur die Themen beziehungsweise die Zielgruppen werden sich natürlich ändern." Noch ist das Durchschnittsalter derjenigen, die die Kanäle der so genannten Internet-Stars abonniert haben, recht jung genau wie die Influencer selbst. Es ist die Generation, die nicht mit Teleshopping sondern mit Smartphone und YouTube aufgewachsen ist.
2015 stieg DM mit Bianca Heinicke alias "Bibi" ins Influencer Marketing ein. Was anfangs noch mehr als Experiment begann, wurde sehr schnell zur Erfolgsgeschichte. Mit Bibi entwickelte der Drogeriemarkt eine gemeinsame Marke (Bilou) und eine passende Kampagne dazu. Diese Kooperation mit einem Influencer war etwas völlig Neues. "Wir haben nicht geahnt, dass dieses Projekt so einen Erfolg haben würde", erzählt Klos wie die Bilou-Kampagne die dm-Server beinahe in die Knie zwangen: "Wir hatten 300.000 Aufrufe innerhalb einer Stunde nach Veröffentlichung und 1,2 Millionen am nächsten Tag". Die Expertin legt Wert darauf, zu betonen, dass dm seine Influencer nicht nach Reichweite sondern nach Aufwand der produzierten Beiträge bezahlt. Sie gesteht aber, dass bei besonders erfolgreichen Kooperationen die Influencer für ihre Arbeit auch entsprechend entlohnt würden.
Influencer mit einer hohen Reputation und einer großen Bekanntheit bei der Zielgruppe sind aus Marketingsicht wertvoll. Es sei nicht einfach, die richtigen Partner unter der großen Influencer-Schar herauszufiltern, bestätigt Klos auf Nachfrage aus dem Publikum. Mittlerweile gebe es eine Reihe von Tools für die Auswahl, aber davon sei keines so richtig perfekt. Bei dm beschäftigten sich deshalb zweieinhalb Mitarbeiter ausschließlich mit Influencern. "Marke und Influencer müssen zusammenpassen. Es gibt kein Rezept, jeder muss seinen individuellen Weg gehen", so Klos. Dabei gelinge nicht immer alles. Wer Influencer Marketing einsetze, müsse sich über die Macht der Community bewusst sein, eine Zensur im Netz sei nicht möglich. Aber genau darin läge auch die Chance.
Dass man bei dm überwiegend sehr positive Erfahrungen gemacht hat, macht die Social Media Expertin vor allem an den Faktoren Kreativität und Authentizität fest sowie an der Art der Zusammenarbeit: "Wir wollen längerfristige, partnerschaftliche Kooperationen, die auf gegenseitigem Vertrauen basieren." Entscheidend sei außerdem, dass man mit Influencern nur innerhalb der DM-Kommunikationsplattformen zusammenarbeite. Beide Seiten - Marke und Influencer - profitierten so von der gegenseitigen Bekanntheit. Auch rein rechtlich gesehen scheint dies die beste Strategie. Denn kennzeichnen Influencer bezahlte Werbung auf ihren eigenen Kanälen nicht korrekt, können die auftraggebenden Unternehmen dafür abgemahnt werden. Bei dm werden die Influencer in die dm eigenen Kanäle integriert und sind deshalb nicht gesondert kennzeichnungspflichtig.
Wenn Klos von den verschiedenen Maßnahmen beim Drogeriemarkt erzählt, ist manch Marketing-Club Mitglied überrascht, wie aufwändig ein solch erfolgreiches Influencer Marketing ist. Da gehören zum Beispiel spezielle Events für und mit Influencer(n) dazu. Oder PR Samples, gemeint sind Pakete mit individuell für die Influencer-Persönlichkeit zusammengestellte Produkte. Bei Limited Editions werden Influencer gar in die Produktentwicklung miteinbezogen ebenso bei ganzen Kampagnen wie beispielsweise den dm-Bloggerboxen. Die Drogeriemarktkette hat eigens für diese Aktionen Schachteln kreiert, für die Influencer persönlich Produkte aus den dm-Märkten auswählten.
Die Influencer-Pakte "Schachtelglück" oder "Black Box" waren Kassenschlager. Gewinnbringend war dabei weniger der schnelle Boxen-Ausverkauf als vielmehr die Steigerung des Abverkaufs der Boxen-Produkte um bis zu 50 Prozent nach diesen Kampagnen. Die "persönliche" Empfehlung der Indfluencer wurde von den Kunden angenommen - beinahe so als käme sie von einer guten Freundin. Influencer Brands wie Bibis "Bilou"-Duschschaum bleiben allerdings bislang noch die Ausnahme. Erst diesen Sommer brachte das Unternehmen mit Influencerin Paola Maria eine Pflegeserie wieder als eigene Marke auf den Markt. Ob die Marke wie "Bilou" langfristig Erfolg bringt, muss sich erst noch zeigen.