Standpunkt
Ich wäre gerne Ihr Praktikant gewesen…
Man denkt, im Jahr 2019 wäre es einfach einen Praktikumsplatz zu finden. Auf Jobmessen sollte das doch kein Problem sein. Aber der Autor hat das krasse Gegenteil erlebt!
Als ich mich im Auftrag der Schule auf die Suche nach einem Praktikumsplatz begab, ging ich wie viele Gleichaltrige auf eine der zahlreichen Jobmessen. Als normaler, aufgeschlossener 16-jähriger Junge sollte es hier doch kein Problem sein, eine Stelle zu finden. Vorbereitet mit ausgedruckter Bewerbung, Stift und Block machte ich mich auf dem Weg.
Meine Ernüchterung konnte kaum größer sein: Viele Unternehmen kommen mit Praktikumsbewerbern irgendwie nicht klar. Sei es, weil sie nicht die richtigen Personen am Stand haben, die man im Fall von Praktikumsbewerbungen ansprechen soll, oder auch einfach, weil sie mit ausgedruckten Bewerbungen schlicht überfordert zu sein scheinen.
Häufig bekam ich zu hören, ich solle doch eine E-Mail schicken. Wenn ich dann antwortete, ich hätte doch meine Bewerbung schon dabei, wurde mir einfach noch einmal gesagt: "Schicke eine E-Mail." Häufig sogar mit dem Zusatz, das würde doch Papier sparen.
Wo ist denn da der Sinn? Ich hatte doch schon meine Bewerbung dabei. Ausgedruckt. Warum kann man die Bewerbung nicht einfach nehmen - das würde bei mir wenigstens den Eindruck von Interresse hinterlassen...
An vielen Ständen wirkte das Pesonal ohnehin generell überfordert. Es gab keine klaren Antworten auf meine einfachen Fragen oder hilflose Blicke zu den Kollegen, da der Angesprochene selbst keine Ahnung hatte – meist ohne Erfolg. So verließ ich dann die Messe eigentlich nur mit bunten Prospekten und schwammigen Antworten. Beides half mir nicht weiter.
Daheim habe ich mich dann doch an den Computer gesetzt und, wie mir geraten wurde, viele Emails geschrieben. Und bis heute habe ich nur eine Antwort erhalten! Und die kam von dem einen Unternehmen aus der Kunststoffbranche, das auch meine ausgedruckte Bewerbung um einen Praktikumsplatz entgegengenommen hatte. In der Antwort stand dann: "Hallo, hier sind unsere Ausbildungsplätze", plus einem Produktkatalog als PDF im Anhang.
Von einer anderen Firma, einem namhaften Autohaus, bei dem ich mich bereits zuvor per E-Mail beworben hatte, kam sofort eine Antwort - meine Email werde so schnell wie möglich bearbeitet. Das ist jetzt Monate her und auf die Bearbeitung warte ich noch immer.
Irgendwie ist das alles fad!
Dabei hat jedes dieser Unternehmen mit Zukunft und Modernität geprahlt. Aber am Ende schaffen sie es nicht, eine einfache E-Mail zu beantworten! Ich meine, die Unternehmen sollten mal schauen, ob intern alles richtig abläuft oder warum man wegen einer einzigen Email schon überfordert ist. Eine kurze Antwort würde doch schon reichen und wenn man keinen Praktikanten will kann man einfach zurückschreiben: "Sorry wir sind nicht interessiert." Aber einfach jemanden mehrere Monate warten lassen, geht echt nicht.
Oder ein anderer Vorschlag: Die Unternehmen hören einfach auf, über Zukunft und Modernität zu sprechen – und geben einen Morse-Code bei ihrer Anschrift an. Vielleicht fällt es ihnen dann leichter, auf Anfragen zu reagieren.
Aber bei so einer Firma möchte ich dann nicht mal Praktikant sein.