Gründerkolumne
Keine Slips für den Kampfeinsatz!
Die Niederungen des Alltags eines Start-ups erfährt auch "Pinke Welle" – von Finanzplänen bis zu juristischen Auflagen. Da ist der Erfolg bei einem Wettbewerb eine willkommene Überraschung!
Der Verkaufsstart der ersten Pinke Welle-Kollektion übertraf unsere Erwartungen bei Weitem. Als Neulinge am Markt, gingen wir in unserer Vorabplanung von recht niedrigen Verkaufszahlen aus. Jedoch scheinen wir glücklicherweise den Nerv der Zeit getroffen zu haben und waren nach einigen Wochen so gut wie ausverkauft. Sehr zeitnah hatten wir folglich eine zweite Kollektion in Auftrag gegeben. Doch wie es aktuell mit Corona und dem enorm hohen Versandaufkommen so ist, kam es bei der Fertigung sowie dem Versand zu größeren Verzögerungen. Leider verloren wir so kostbare Zeit, in der wir uns sowohl am Markt weiter etablieren als auch den Verkauf hätten voranbringen können. Doch auf der anderen Seite bot die kleine Pause uns die Gelegenheit, weitere Strategien und Pläne zu erarbeiten.
Unsere Zielgruppe ist prinzipiell mit Frauen zwischen 11 und 83 (gemäß unserem aktuellen Kundenstamm) breit aufgestellt. Doch was genau präferieren nun gerade Teenager? Und wie bekommen wir die Mädels dazu von der ersten Periode an zu unseren Periodenhöschen zu greifen? Diesen Fragen widmeten wir uns ausführlich. Auch nutzten wir die Zeit um eine weitere Kollektion, speziell für die jüngere Zielgruppe, auf den Weg zu bringen.
Zudem bot sich die tolle Chance, im Rahmen des IHK-Angebots an der Initiative "Gründergarage" teilzunehmen. Speziell zugeschnitten auf Unternehmensgründer wurden zahlreiche Vorträge und Workshops zu verschiedenen Themen angeboten. So kämpften wir uns also durch Buchhaltung und Controlling, erarbeiteten Marketingkonzepte, prüften unsere Finanzpläne und erörterten rechtliche und steuerrechtliche Aspekte.
Vollkommen neu war für mich, dass ich zur umfangreichen Kontrolle verpflichtet bin, ob der/die Käufer*in meiner Periodenhöschen auf einer Liste (oder sogar mehreren Listen) von Terroristen und terroristischen Organisationen steht. Folglich wäre es fatal, wenn Dschihadistinnen beim Kampfeinsatz meine Periodenslips tragen würden...
Zudem stand die Teilnahme am Female Founders Cup des Landes Baden-Württemberg auf der Agenda. Schon seit Monaten lief unsere Bewerbung bei dem Wettbewerb, bei welchem sich Gründerinnen oder Start-Ups, bestehend aus mindestens 50 Prozent Frauen, mit ihrer Geschäftsidee präsentieren konnten. Im Vorfeld galt es, möglichst viele online Votings zu bekommen.
Am 30. November zogen wir schließlich voll motiviert ins Finale. Wir hatten es per Jury Entscheid unter die besten Zehn geschafft. Die Konkurrenz war mit 38 Bewerberinnen groß wie noch nie zuvor. Als Vorbereitung für den 3-minütigen Pitch, in welchem möglichst prägnant und interessant der eigene Business Plan in kurz vorgestellt werden sollte, bot die Initiative Startup BW ein umfangreiches Coaching an. Bestens vorbereitet und ausgestattet mit wertvollen Tipps gingen wir nun gestärkt in den live Stream, um unsere Idee vor großem Publikum zu pitchen. Im Anschluss folgte eine ebenfalls dreiminütige Fragerunde einer weiblichen Jury, welche insbesondere an der Vertriebsstrategie und den Zukunftsaussichten der Pinke Welle interessiert war.
Breit gefächert und mit spannenden Projekten war auch die Konkurrenz am Start: Wanderrouten mit Weinprobe, Physiotherapie für Breakdancer, eine Online-Plattform für Hundezubehör und weitere ausgefallene Businessideen. Am Ende ging der erste Platz an ein zu 50 Prozent weibliches Unternehmen aus Tübingen, welches einen Algorithmus für Krebserkennung entwickelt hatte.
Wir von Pinke Welle freuten uns über einen tollen zweiten Platz! Die 300 Euro Preisgeld waren eine willkommene Überraschung.
Doch vor allem der gegenseitige Austausch mit den anderen Teams und sowie das kompetente Coaching waren eine spannende Erfahrung! Dabei fiel mir auf, dass viele Start-Ups schlussendlich mit ähnlichen Sorgen und Problemen zu kämpfen haben.
Insofern ist es wichtig, trotz hohem Workload und einer oft traurigen Work-Life-Balance im Alltag nicht den gegenseitigen Austausch aus den Augen zu verlieren! Das Networking wird zukünftig also eine wichtigere Rolle spielen, um wertvolle Geschäftskontakte zu knüpfen und vom Erfahrungsaustausch untereinander zu profitieren: Eine Win-win-Situation für alle.