Standpunkt

Kreativiert Euch!


Marcel Loko, Bernd Heusinger und Martin Blach halten ein leidenschaftliches Plädoyer für ein neues Denken in JEDEM Unternehmen. Warum? Wenn Intelligenz künstlich wird, bleibt für den Menschen nur noch ein Betätigungsfeld übrig…

Würden Sie sagen, Ihr Unternehmen ist erfolgreich? Warum?

Bei der Betrachtung unserer Branche. Bei der Arbeit mit unseren Kunden, der Betrachtung des Wirtschaftsstandorts Deutschlands und schließlich bei der Frage, warum die amerikanischen "GAFA" Unternehmen (Google, Amazon, Facebook, Apple) und die chinesischen "BAT" Konzerne (Baidu, Alibaba, Tencent) ihre europäischen Wettbewerber hinter sich lassen, haben wir eine interessante Gemeinsamkeit entdeckt. Ja, sie sind Technologieunternehmen. Sie sind darüber hinaus aber vor allem kreative Unternehmen. Das zeigt sich nicht nur in ihren Produkten und Angeboten, sondern vor allem in ihrer Unternehmenskultur. Flache Hierarchien, divers zusammengestellte Teams, Diskussionsfreude und die Bereitschaft, Fehler zu machen. Alles dreht sich um Kreativität, darum Neues zu schaffen. Sie sind der Beleg für Richard Floridas´ "creative class theory": Kreativität ist die zentrale Ressource der Zukunft. Für Unternehmen ebenso wie für Gesellschaften.

Schneller. Immer schneller.

Digitalisierung und Globalisierung beschleunigen unsere Welt. In immer kürzeren Intervallen müssen wir auf Veränderungen reagieren und uns überlegen, wie wir mit diesen neuen Bedingungen umgehen. Die Einführung der DSGVO ist ein gutes Beispiel dafür, wie in kürzester Zeit Lösungen für die damit verbundenen Anforderungen gefunden werden mussten. Wer im Branchenwettbewerb eine (führende) Rolle spielen möchte kommt nicht umhin, in die Innovationskraft seines Unternehmens zu investieren, um nicht abgehängt zu werden.

Wie geht das?

Herkömmliche hierarchische Arbeitsplätze verhindern Erfolg in einer sich verändernden Welt. Es braucht eine Adaption der Prinzipien von New Work. Dazu gehören folgerichtig Investitionen in eine räumliche & technologische Infrastruktur, die Kreativität fördert, das heißt unkomplizierten Austausch zwischen Mitarbeitern aller Unternehmensbereiche ermöglicht.

Drittens geht es darum, kreatives Potential zu finden, zu fördern und zu feiern! Jeder soll sein individuelles kreatives Potential in den Lösungsprozesses einbringen können. Ganzheitliche Kreativität durch gegenseitigen Austausch und Bereicherung aller Unternehmensbereiche siegt über Silokreativität, in der einzelne Abteilungen auf "ihren" Projekten vor sich hinarbeiten.

Diesen Prozess, das Niederreißen der Silos hin zum Aufbau ganzheitlicher Kreativität, nennen wir "Kreativierung".

Wer soll das umsetzen?

Machen Sie die Kreativierung der Organisation zur Chefsache. Sicherzustellen, dass die drei oben genannten Schritte umgesetzt werden, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Geschäftsführung.

Doch unser Aufruf endet nicht beim Appell an Unternehmen. Es geht darum, den kreativen U-Turn für die ganze Gesellschaft zu schaffen. Wir fordern ein Ministerium für Kreativierung. Die Politik muss verstehen, dass Kreativität die zentrale Ressource unserer Zukunft ist. Ein solches Ministerium wäre ein außerordentlich starkes Signal an die Gesellschaft. Gesellschaftlicher Wandel braucht immer auch die nächste Generation. Daher fordern wir ein Umdenken im Bildungssystem. Es braucht Kurse und Fächer, die sich mit Kreativierung beschäftigen und Kreativität im Sinne von Ideenhaben aktiv und von klein auf fördern.

Wenn Intelligenz künstlich wird, bleibt eines, was Menschen besser können als Roboter: Ideen haben. Um unseren Wohlstand und unsere Freiheit behalten zu können, müssen wir deshalb alle kreativ werden.

Marcel Loko, Bernd Heusinger und Martin Blach (alle geboren 1964) sind Gründer der Hirschen Group – mit 800 Mitarbeitern und einem Gross Income von 52 Millionen Euro eine der drei größten Kommunikations- und Beratungsholdings in der in der DACH-Region.

In ihrem Buch "Kreativiert Euch!" entwickeln die Autoren das Modell einer Kreativwende für Deutschland. Sie zeigen anhand von internationalen Vorbildern,dass das keine Utopie bleiben muss. Schulen und Universitäten, die schon heute die Ideenkultur von morgen lehren, Städte und Länder, die den Umbau ihrer Apparate in Angriffgenommen haben, Unternehmen, die zu Ideenmaschinen werden, Forscher, die zeigen, wie man die Genialität in jedem Menschen wecken kann.

Foto: Günther Schwering

Teilen auf


Weitere Meinungen