Foto: Jigal Fichtner für econo

Brauer in Bierlaune

Der Mann zwischen den Sudkesseln heißt Eberhard Haizmann und er ist als Brauereichef Trendsetter. Zugegeben: Das traut man der Hochdorfer Kronenbrauerei irgendwie nicht zu, stimmt aber

Ach ja, dieses amerikanische Kaltgetränk. Ein Craft-Bier, wie es auf Neudeutsch heißt. Eberhard Haizmann hat sich damit bereits vor acht Jahren beschäftigt. Beschäftigen müssen. Er lacht: "Meine Tochter Katharina war damals mehrere Monate für einen Braukurs in Chicago." Kenner wissen: Dort liegt ein Epizentrum des Kults ums Craft-Bier.

Nur logisch also, dass die Tochter am Ende selbst ein Indian Pale Ale braute – und der Vater probierte: "Das hat interessant geschmeckt." Interessant bedeutet in dem Fall: Haizmann erkennt das Potential, nimmt das Ale ins Programm. "Wir gehörten damit zu den ersten Brauereien, die dem Craft-Bier hier den Weg ebneten", so der Brauerei-Chef.

Das Beispiel illustriert gut, wie Eberhard Haizmann zusammen mit seiner Frau Sigrid und Tochter Katharina den Familienbetrieb führt – sie machen und vertrauen aufs Bauchgefühl. "Manches entsteht eben einfach aus einer Bierlaune heraus", schmunzelt Haizmann. So wie der eigene Hopfengarten. Doch dazu gleich mehr.

Zuvor einige Fakten. Denn die Hochdorfer Kronenbrauerei ist beileibe keine Craft-Bier-Bude, die so nebenbei aufgemacht wurde. Die Familie führt das Unternehmen in dem Nagolder Teilort in der 12. Generation, die Biere und Mischgetränke trinkt man im Umkreis von gut 70 Kilometern, gerne auch in Stuttgart. 85.000 Hektoliter werden pro Jahr abgefüllt, 90 Prozent davon im Biersegment. 35 Mitarbeiter plus saisonale Aushilfen nährt der Betrieb.

Beim Rundgang durch die Brauerei fällt sofort auf: Die Tradition mag lang sein, die Anlagen sind topmodern. Bei Bedarf wird vollautomatisch rund um die Uhr gebraut; die Flaschenwasch- samt Abfüllanlage mit einer Kapazität von bis zu 18.000 Flaschen pro Stunde spiegelt den Stand der Technik. Im Logistikbereich arbeitet seit wenigen Tagen sogar ein Roboter. Der ist Teil eines Investitionspakets über 1,6 Millionen Euro, das aktuell noch abgearbeitet wird. Diese Modernisierung ist indes keine Bierlaune: "Die Brauerei soll in einigen Jahren weiterhin in technisch einwandfreiem Zustand an Katharina übergeben werden", so Haizmann.

Spontane Ideen im Sinne einer Bierlaune gibt's auch so genug. Damit zurück zum Hopfengarten, der wenige hundert Meter Luftlinie vom Brauereigebäude direkt vor den Toren Hochdorfs liegt. "Beim abendlichen Sinnieren mit einem befreundeten Landwirt kamen wir auf die Idee", erinnert sich der Brauereichef. Das war bereits 1993.

Heute stehen auf der gut ein Hektar großen Fläche 4000 Hopfen-Pflanzen, der Ertrag liegt bei 50 Zentnern - gut ein Drittel des Bedarfs der Brauerei. Doch Familie Haizmann sieht den Anbau nicht allein als Rohstoffbeschaffung (obschon die Gegend um Hochdorf bis in die 1930er Jahre hinein zu den bedeutenden Anbaugebieten gehörte). Vielmehr ist der Hopfengarten fester Bestandteil des Marketings, lädt die Marke Hochdorfer emotional auf. Schließlich bieten die bis zu acht Meter hohen, prächtigen Pflanzen bis zur Ernte schlicht ein grandioses Bild! Dazu kürt die Brauerei eine Hopfenkönigin, hat einen Bierclub etabliert, sich dem "Slowbrewing"-Verbund angeschlossen, stellt in aller Konsequenz die Malz-Beschaffung auf Regionalität um, hat als erster Betrieb im Land Naturradler abgefüllt und das Brauereifest ist ein Muss im Reigen der Sommerfeste der Region.

Insgesamt ist Haizmann ergo mit der Lage der Brauerei zufrieden. Auch das Umfeld stimmt, so freut ihn der Schwung für die Branche durch die Craft-Biere: "Das zeugt von einer neuen Wertschätzung gegenüber dem Qualitätsprodukt Bier." Deshalb wird die Linie weiter gestärkt. Und wenn der Trend abflaut? Haizmann lächelt. Die Familie hat vorgesorgt, bietet jetzt auch Cider an - "das wird der nächste Kult!"

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