Einer der ersten Sätze, die Andreas Schneider bei der Bilanzpressekonferenz vor versammelter Presse sagt, lautet: „Die Milchwirtschaft ist globalisiert.“ Auch deswegen ist er seit fast zwei Jahren Geschäftsführer bei der genossenschaftlichen Molkerei Schwarzwaldmilch. Schneider ist kein Mann von der Basis. Er ist Mann von Welt und für die Spitze. Er formuliert geschliffen, jeder Satz ist ein „mission statement“. Vor Schwarzwaldmilch war er beim Nahrungsmittelkonzern Hochwald, dessen Kaffeesahne „Bärenmarke“ aus der Fernsehwerbung bekannt ist. Nun polt Schneider die Schwarzwaldmilch auf Internationalität. Es sieht ganz so aus, als würde er damit recht erfolgreich sein.
Andreas Schneider redet nicht einfach nur. Er doziert. Einmal angefangen, referiert er über internationale Märkte, produktspezifische Diversifizierungen und optimiertes Prozessmanagement. Er stellt die Milchleistungen der Kühe in den gesamtwirtschaftlichen Kontext und berücksichtigt dabei die branchenspezifischen Sondereinflüsse. Sein Vorgänger Karl Laible sagte: „Die Bauern wollen gutes Geld für ihre Milch.“ Bei Schneider heißt es: „Substanzielle Auszahlungspreisleistung ist wichtiger als Umsatz.“ Den Erfolg der Molkerei belegt er mit dem Cashflow und der Resonanz auf neue Produkte. Die Kritik am im Allgäu produzierten Schwarzwälder Käse, dessen Milch von Freiburg nach Bayern und wieder zurück gefahren wird, ficht ihn nicht an. Er wischt sie vom Tisch. Den Verbrauchern und auch den Bauern sei es doch letztlich ganz egal, wo die Käserei stehe, solange ihre Milch drin sei. Aber eine passende Käserei habe es in Baden-Württemberg nun mal nicht gegeben und selbst eine zu bauen, hätte fünf bis zehn Millionen Euro gekostet. „Das passt nicht zu unserer Vision und ganz bestimmt nicht zur Realität“, sagt Schneider. Ein typischer Satz. Widerspruch ist zwecklos.
Ganze 15 Minuten vergehen, bevor der Geschäftsführer der Molkerei Schwarzwaldmilch das erste Mal das namengebende Gebirge in den Mund nimmt. Und zwar so: „Die Marke Black Forest ist weltweit einzigartig, die hat sonst keiner.“ Davor hat er bereits den deutschen, europäischen und globalen Milchmarkt umrissen und analysiert. Beispielhaft nennt er die Märkte in China, Russland, Libyen, Syrien und Neuseeland. Wenn es was zu den Höfen der Schwarzwaldbauern zu sagen gibt, so analysiert Schneider in druckreifen Sätzen die Erzeugerseite und den ständigen Druck auf den Auszahlungspreis. Schneider personifiziert den machtbewussten Entscheider ohne Stallgeruch. Das Bodenständige wird von Markus Kaiser verkörpert. Der Aufsichtsratschef vertritt die Milcherzeugervereinigung Schwarzwald, der die Molkerei zu 100 Prozent gehört. Mit dem neuen Geschäftsführer – seinem Kurs, seinem Auftreten und seiner Strategie – sei man sehr zufrieden, sagt Kaiser auch im Vier-Augen-Gespräch.
Es gehört zu Schneiders großen Leistungen, dass er den Zwist zwischen den Bauern geräuschlos wegmoderiert hat. Die Ortenauer, die sich mit den Schwarzwäldern und auch mit Schneiders Vorgänger lange gestritten haben, sind weg. 1177 Landwirte erzeugen heute Milch, die in Freiburg und in der Pulverfabrik in Offenburg verarbeitet wird. Das sind fast 100 Bauern weniger als 2013. Die Menge von 212 Millionen Litern Milch ist konstant geblieben – auch weil die Höfe im Schnitt größer werden. Ein durchschnittlicher Bauer produziert mit 30 Kühen etwa 180?000 Liter.
Der Umsatz steigt um fünf auf 187 Millionen Euro, der Gewinn bricht von 3,75 Millionen auf 90?000 ein. Weil man in die Substanz und in „zielgerichtete Projekte“ investiere. Jeder Joghurt ein Projekt, jeder Käse mit Vision. Klingt komisch, ist es aber nicht. Andreas Schneider nimmt Milch einfach nur sehr, sehr ernst.